GESCHICHTLICHES:
Als im 19. Jahrhundert viele verschiedene Hunderassen entstanden, wurde in Schottland aus dem Bestreben nach einem perfekten Jagdbegleiter ein Spezialist für die Niederwildjagd gezüchtet: der Golden Retriever. Damals ging es gar nicht so sehr um das Aussehen des Hundes, sondern viel mehr um das, was er leisten sollte, um das Apportieren.
Aus der Kreuzung von einem gelben Wavy Coated Retriever („Nous") mit einem Tweed Water-Spaniel („Belle")
 durch Lord Tweedmouth im Jahre 1868,unter gezielter Blutzufuhr von schwarzen Retrievern, einem Irish Setter und einem sandfarbenen Bluthund, entstanden durch eine gut durchdachte Linienzucht die ersten gelben Retriever mit welligem Haar. Nicht die Schönheit stand im Vordergrund, sondern die Zuchtauslese wurde nach jagdlichen Kriterien getroffen.Somit war eine Hunderasse entstanden, deren Hauptaufgabe es war, „nach dem Schuss" auch in wasser- und deckungsreichem Gelände zu arbeiten.
 Culham Copper (1908) und Noranby Campfire (1912)
Der Golden Retriever entwickelte sich über Jahrzehnte durch seine besonders gute Verträglichkeit, durch seine ausgeprägte Freundlichkeit, Toleranz und Gutmütigkeit und nicht zuletzt auch durch seine elegante Schönheit immer mehr zum reinen Familienhund. Das jagdliche Potential verkümmerte leider durch die geringe Beanspruchung. Der Einsatz dieser Rasse in der Werbung hat sicher auch das Seine dazu beigetragen.
ZUCHT HEUTE:
Gott sei Dank aber haben einige Züchter diese bedenkliche Entwicklung erkannt. Sie legten ihr züchterisches Hauptinteresse auf die Erhaltung der Eigenschaften des fermen Jagdhundes, der der Golden Retriever ursprünglich war und auch in einigen Linien erhalten geblieben ist.
Diese Züchter haben die sogenannten „Field Trial" - oder Arbeitslinien weitergezüchtet, Jagdhunde, die sich durch ihre hervorstechenden Eigenschaften, wie die exzellente Zusammenarbeit mit ihrem Führer, dem sie alles recht machen wollen, dem „Will to please", gute Lenkbarkeit und Führigkeit auszeichnen - ohne jedoch ihren Jagdinstinkt verloren zu haben. Ihr Such- Finde- und Bringtrieb ist gepaart mit Ruhe und Ausdauer, ihre hervorragende Nase, aber auch ihre Intelligenz, sich z.B. auf der Niederwildjagd mehrere Fallstellen über einen längeren Zeitraum zu merken, zeichnen diese Rasse aus. Sie sind so verträglich, dass sie im Team - ohne Aggression zu entwickeln - miteinander gleichzeitig arbeiten können.

Diese Eigenschaften lassen einen breiten Einsatz nicht nur auf der Jagd zu, sondern besonders auch als Fährtenhunde, Hunde für den Katastropheneinsatz in der Flächen- und Trümmersuche (Lawinen und Erdbeben), Spürhunde (Drogen, Sprengstoff),Partnerhunde für Behinderte (Blindenhunde) und Kranke (Therapiehunde) und im Hundesport (Agility, Flyball, Dogdance.....)
Nicht zu gebrauchen sind Golden Retriever als Schutzhunde - das widerspräche ihrem Naturell. Wie sollte ein extra „weichmäulig" gezüchteter Hund, der Wild apportiert ohne einen Zahnabruck zu hinterlassen, der absolut menschenfreundlich und gutmütig ist, auf einmal Aggressionen zeigen?
ZUCHTLINIEN:
Heute gibt es bei den „Goldens" zwei Linien:
Die SHOW-LINIEN, die in erster Linie wegen des schönen Aussehens und ihres angenehmen Wesens gezüchtet werden, meist mit hellerer, oft sogar weißer Fellfarbe. Auch unter diesen Hunden finden wir immer wieder sehr gut arbeitende, denn so mancher Schönheitszüchter legt auch Wert auf gutes Arbeiten und fördert auch seine Hunde in diese Richtung.

Die ARBEITSLINIEN, die auch mein Zuchtziel sind. Diese Hunde sind manchmal etwas kleiner, zarter, haben längere Beine, eine steilere Schulter und sind damit schneller und zeichnen sich durch eine dunklere Fellfarbe aus. Diese Arbeitslinien entsprechen wie die Schönheitslinien dem Rassestandard und sind somit ebenso wie diese zur Zucht zugelassen. In puncto Liebenswürdigkeit stehen sie ihren Artgenossen aus den Showlinien um nichts nach. Sie aber müssen arbeiten - das liegt ihnen im Blut.

Die „Arbeiter" sind für den Jagdgebrauch gezüchtet. Sie sind Spezialisten für die Arbeit "nach dem Schuss". Wir setzen unsere Hunde zu Apporten auf der Niederwildjagd (Hasen-, Fasan- und Entenjagd) und zum Nachsuchen auf verwundetes Schalenwild ein - sei es nach dem Schuss, aber auch nach Verkehrsunfällen, um dem Wild unnötiges Leid zu ersparen. Alle Retrieverrassen sind hervorragende Spezialisten für die Wasserarbeit. Ich führe unsere Hunde aber auch auf Jagd- und auf Dummyprüfungen.
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Priska und Puma bei der Rückkehr von der Murmeltier-Jagd
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Priska mit Hasen, Niederwildjagd in Öberösterreich |
Dummyprüfungen, Workingtests und Dummytrials sind ein wunderbares Betätigungsfeld für Nichtjäger, die aber trotzdem nicht auf retrievergerechte Arbeit verzichten möchten. Bei diesen Aufgaben wird kein Wild apportiert, sondern mit Sägespänen gefüllte, ca. 500g schwere Leinensäckchen. Mit diesen Dummys lösen die Hunde die unterschiedlichsten Aufgaben in verschiedenen Schwierigkeitsstufen, die einer echten Jagd nachempfunden sind.

Sehr begehrt sind diese Arbeitshunde auch für jeden Einsatz, der gute Nasenarbeit erfordert: als Lawinenhunde, Suchhunde nach Erdbeben, Drogensuchhunde ...
Hundesportler schätzen diese schnellen und temperamentvollen, aber sehr gut führbaren und intelligenten Hunde für die diversen Hundesportarten wie Agility, Flyball, Dogdance ...
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